Spa 2015
CSBK @Spa – Im Zeichen des Kiwis
Zum vierte Mal in Folge hatte die CSBK zu den Bikers Classics im legendären Spa Francorchamps geladen, um dort die Rennläufe 5 & 6 der CSBK Masters Series 2015 auszutragen.
Das war bereits in den vergangenen Jahren ein buntes und lautes Spektakel, aber in diesem Jahr ist es uns wohl tatsächlich gelungen, den Vogel abzuschießen.
Satte 70 Starter hatten genannt und selbst zwei kurzfristige Absagen aus England konnten innerhalb von Minuten mit bereitstehenden Nachrückern ersetzt werden.
Fahrer aus 7 verschiedenen Nationen tummelten sich im Starterfeld – neben den üblichen Verdächtigen aus den Niederlanden, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und unserem Stammgast Herve Mignon aus Frankreich, hatten wir in diesem Jahr erstmals ein paar richtig nette Jungs aus Österreich dabei, die sich sonst beim Grab the Flag mit ihren bemerkenswert schön aufgebauten Rennern um die Ohren hageln.
Und als wäre das nicht schon genug des Guten gewesen, ist tatsächlich ein Rennteam aus Neuseeland eigens für die CSBK Rennen eingeflogen. Die Herren gesetzteren Alters sind in dieser Konstellation seit 1974 zusammen im Rennsport unterwegs, seit Anfang der 80er auf der Honda CB 1100, und aus eben dieser Gattung hatten sie ein Exemplar im Gepäck, das mit „unglaublichabartiggigantischperfektundbrutal“ noch ziemlich unzureichend beschrieben ist.
Nun sind die Mopeds bei uns ja in der Regel auch schon das Gegenteil von schäbig, aber an der Kiwi-Rakete war derart viel exclusives, altes Werksmaterial mit Highend-Eigenentwicklungen und Know How gepaart, dass es dem geneigten Oldschooler doch einigermaßen warm am Bein………ihr wisst, was ich sagen will ;o)
Um die 180PS am Rad hat das Monster gedrückt und das bei standfesten 11.600 rpm. Akustisch ein Hochgenuss, auf der Geraden für die Gegner eher kein Genuss und wenn, dann ein kurzer und obwohl ohne Streckenkenntnis angereist, langte es im ersten Rennen für den zweiten Platz in der AMA Legends und den fünften Gesamtrang, was andeutet, dass Fahrer und Material da durchaus auf Augenhöhe unterwegs waren.
Richtig gute Typen hatten wir uns da eingefangen – definitiv eine Bereicherung für unsere Truppe. Und dass die Burschen dann noch nen italienischen Motorenbauer (Ivan Zanzani), nen kanadischen Schürzenjäger (Scott McVicker) und den echten Mr. Superbike aus den USA – nämlich Brian O’Shea – angeschleppt haben, hat der Nummer dann die Krone aufgesetzt.
Wem der Name Brian O’Shea nichts sagt, der schäme sich erstmal 5 Tage und Nächte in Grund und Boden und benutzt dann mal Tante Google, um eine unverzeihliche Bildungslücke zu schließen!
Alles in Allem war dieser Besuch schon sowas wie ne kleine Adelung der CSBK, wie man sie sich so kaum hätte zusammenphantasieren können – vielleicht wars aber auch ein bisschen logische Konsequenz und gerechte Belohnung für das, was wir alle gemeinsam aus der CSBK gemacht haben. Und dafür gilt definitiv allen ein großer Dank, die mit ihrem guten Geist, ihrer positiven Einstellung und ihrer gelebten Begeisterung dazu beitragen, dass die Events der CSBK Masters Series so einzigartig sind.
Dass das ganz offensichtlich so ist, konnte man unter anderem den Kommentaren unserer vielen ausländischen Gäste entnehmen, die größtenteils eine lange Zeit im Rennsport hinter sich haben und folglich mit reichlich Vergleichsmöglichkeiten im Gepäck dabei sind. Deren Feedback war durch die Bank unglaublich positiv – sowohl was den technischen Standard und das Niveau unsere Bikes betrifft, als auch die Arbeit der Orga und ganz besonders die Atmosphäre, die wir gemeinsam und miteinander pflegen. Das scheint es so nicht nur in Deutschland nicht an jeder Ecke zu geben und da darf die ganze Bande sicher mal ein wenig stolz auf sich sein ;o)
Motorrad wurde dann tatsächlich auch noch gefahren und das unter Bedingungen, die für luftgekühlte Rennmaschinen und ihre leicht angejahrten Reiter mindestens mal als herausfordernd zu bezeichnen waren.
Man spricht von um die 40°C im allertiefsten Schatten der Ardennen, wobei es sowas wie Schatten in unserem Teil der Ardennen gar nicht gegeben hat. Nirgendwo! Niemals! Zu keiner Zeit! Außer vielleicht in der Nacht……mal ganz kurz!?
Die Luft hat also quasi schon gebrannt, bevor die CSBK überhaupt das Feuer eröffnet hatte und hat Mensch und Maschinen an ihre Grenzen geführt.
Das hat dem hartgesottenen Volk der CSBK allerdings wenig anhaben können und auch das Material hat weitestgehend der Hitze getrotzt. Die wenigen technischen Ausfälle, die zu beklagen waren, hatten mit der Wetterlage wenig bis nichts zu tun und trotz der fordernden äußeren Bedingungen gab es auch kaum Stürze und keinerlei ernsthafte Verletzungen zu vermelden, was uns natürlich extrem gut gefallen hat.
Und wer es zwischen den Turns gar nicht mehr ertragen konnte, der nutzte die Gelegenheit zur Abkühlung in einem der beiden Swimming Pools, die wie selbstverständlich im CSBK Paddock aufgebaut wurden.
Es wurde also trotz der Gluthitze astreiner Motorsport geboten und das Erlebnis, wenn tatsächlich knapp 70 Classic Superbikes nach der La Source die Mischer aufreißen und zur Eau Rouge runterheulen, wird definitiv keiner, der das von außen gesehen hat, jemals vergessen und wer mitten drin war, wird’s erst recht nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
Der Freitag wurde dann also mit zwei knackigen Zeittrainings verbracht, bei denen sich die bekannten Kandidaten die ersten Startreihen mit ein paar illustren Gästen aus UK, den Niederlanden und eben Neuseeland teilen mussten und ganz ähnlich sah es dann auch am Ende des ersten Rennens aus.
Rucky und Dirk Schnieders jagten vorweg, Malte allein und gelangweilt hinterher, was ihn dazu veranlasst hat, so lange rumzutrödeln, bis Rolf Mehrer ihn kurz vor dem Ziel noch eintüten und ihm somit den dritten Gesamtrang klauen konnte. Direkt dahinter kam das Bol d’Or Monster aus Down Under auf Platz 5 ins Ziel.
Einer zünftigen Siegerehrung folgte dann am Abend das, was die CSBK ausmacht – es wurde wieder einmal eine rekordverdächtig lange Tafel im Paddock errichtet und ein rauschendes BBQ angezettelt, bei dem sich in den unterschiedlichsten Sprachen gegenseitig Komplimente gemacht und die Taschen vollgelogen wurden – eine astreiner Abend, mit vielen neuen und interessanten Gesichtern, die mitunter viele für sie neue und interessante Flüssigkeiten verabreicht bekamen, was wiederum zu vielen neuen und interessanten Geschichten rund um die Rennerei im Allgemeinen und die Classic Superbikes im Besonderen führte, von denen einige sogar wahr gewesen sein sollen ;o)
Der Samstag war dann frei von allen Verpflichtungen und diente der Regeneration und am Abend natürlich dazu, das 4h Classic Endurance Rennen zu verfolgen und – je nach Kondition – hinterher auf einer der zahlreichen Boxenparties zu versacken.
Besonders gut gelang dies unseren Freunden McVicker und O’Shea – zwar hatte der Schreiberling sie am Nachmittag noch deutlich vor Hardy gewarnt und ihnen erklärt, dass mit unserem „Drinking-Instruktor“ nicht zu spaßen wäre, aber wer nicht hören will, der muss fühlen und so fand man den kanadischen Kollegen am Morgen irgendwo bei offenem Fenster im Mietwagen aus dem offenen Fenster schnarchen und Brian O’Shea hatte sich im CSBK Zelt unter dem Duschhandtuch des Schreiberlings zusammengerollt, nachdem er desnachts unter der Zeltwand durchgekrabbelt war, weil er die Tür nicht finden konnte…..selbst Schuld Männer ;o)
Am Sonntag stand dann gegen 10:30h das zweite Rennen der CSBK an und pünktlich um 09:30h fing es kräftig und gleichmäßig an zu regnen. Gegen 10:00h war damit wieder Schluss und die Sonne begann, ihren Job zu machen, jedoch waren die Bedingungen zum Rennstart sehr verwegen.
Die Mehrheit der Fahrer rückte dann auf Slicks aus, einige befanden diese Idee nach der Outlap für ungut und verzichteten auf einen Start, weil es doch noch sehr nass war und ein einziger Fahrer lachte sich dann 3 Runden lang ins Fäustchen – nämlich Rolf Mehrer auf seinen Regenreifen, der fröhlich Führungsrunden sammelte, bis die Sonne dessen überdrüssig wurde, kurzehand die Nässe wegheizte und damit auch Rolfs Regenpellen den Tod brachte.
Die Führung übernahm dann wieder Dirk Schnieders vor Rucky, gefolgt von Ian Popplewell aus UK (die können halt Nässe) und dahinter schoss unser Eddie Paasen auf Rang 4 durchs Ziel, der schlicht gedacht haben muss, die Strecke wäre einfach nur dunkler als sonst und nicht etwa nass – anders jedenfalls ist sein Husarenritt kaum zu erklären, hat er doch unter anderem Bernd Kreuzer dabei verblasen, der ja nun wahrlich kein Nasenbohrer ist und sich somit seinen ersten Sieg in der AMA Legends gesichert.
Am Ende gabs dann aufgrund der Bedingungen mal ein bisschen Abwechslung auf den Siegerrängen und die ganze Truppe verabschiedete sich nach der abschließenden Siegerehrung wieder gen Heimat, nicht ohne jedoch vorher noch kurz PER HAND die knapp 600kg schwere Shipping-Box mit der Neuseeland-Bol d’Or in den Mercedes Sprinter der Kiwis zu wuchten. Ganz großes Kino Männer!
Die nächste Haltestelle ist dann das altehrwürdige Schleizer Dreieck und auch dort wird es wieder anständig zur Sache gehen, wenn die CSBK die Messer wetzt.
Autor: Thomas Arnsburg