Spa 2014
Lauf 5 & 6
Am ersten Wochendende im Juli riefen die Belgier zur Berg- und Talbahn und rund 70 furchtlose Einnieter folgten ihrem Ruf.
Die CSBK war mal wieder eingeladen und nicht nur fast alle aktiven Fahrer aus unseren Reihen, sondern auch eine beachtliche Truppe vom benachbarten Festland und der Insel packten ihre schweren, lauten Eisen in die Transporter und pilgerten in die Ardennen, um dem Gott des Vollgases zu huldigen.
Schon die Anfahrt war bemerkenswert, denn die Belgier waren so glücklich über unser Kommen, dass sie fast alle ihre Häuser und Fahrzeuge uns zu Ehren mit der deutschen Flagge geschmückt hatten. Zwar hatten sie das Tuch meistens verkehrt herum aufgehängt, aber so sind sie halt, die Kartoffelfrittierer. Doch zu deren Organisationstalent gibt es später noch mehr zu berichten.
Einige unserer Reiter hatten bereits am Donnerstag gebucht, um ordentlich zu trainieren und hielten so gut es ging Plätze im Fahrerlager hinter der Eau Rouge frei. Für einige blieb das Training nicht ohne Folgen und so konnte nicht jeder ab Freitag dabei sein. Die langen Geraden haben den einen oder anderen ehrwürdigen Motor den Kopf gekostet (ein Glück, der rote Bereich ist vorbei…) und zu hohe Geschwindigkeiten in den flinken Kurven haben auch ihren Teil beigetragen.
Dank der professionellen Orga seitens der CSBK gelang es mal wieder die technische Abnahme im eigenen Saft zu kochen, gewohnt umsichtig durch den TÜV Nord. Safety first und dann den Aufkleber drauf. Alle waren zufrieden, auch wenn unser Sachverständiger zusehends dünner wurde, da er wegen des großen Andrangs nicht mal zum Essen kam. Kurz bevor er zusammenbrach, wurde die technische Abnahme auf den Freitag Morgen verlängert und da hat er dann Hausbesuche gemacht, der Blaukittel. Zuhause wäre das wohl eher ein Albtraum, auf der Strecke ist es doch sehr nett, wenn der Prüfer zum Morgenkaffee kommt und die Brille aufsetzt, um das Moped zu begutachten. Unter den gegeben Umständen fanden das alle ne tolle Serviceleistung.
Auch die Papierabnahme im Raceoffice gestaltete sich problemlos, wer eine Lizenz hatte, musste nicht extra bluten und auch kein Mitglied in irgendwelchen lustigen Hüpfclubs werden. Auch hier nochmal ein dickes Dankeschön an die Orga!!!
Somit waren alle gerüstet und am Freitag konnte bei bestem Wetter fleißig trainiert werden.
Tja, da gab `s mal wieder ordentlich was auf die Augen und Ohren. Feinste Eisen und wilde Fahrer (übrigens auch schnelle Amazonen) schenkten sich nichts, es wurde wie wild gefightet, die Linie gesucht, auch meistens gefunden und alle hatten ihren Spaß. Vollgas den Berg und weltberühmte Kurven hoch, mit Schwung den Berg wieder runter; aufpassen, dass man nicht den Lenker in den endlosen Kurven in den Asphalt hackt und auf den Geraden den Bauch einziehen ( ? ), damit man sich schön klein machen kann.
Somit waren die Startplätze verteilt und alle waren schon hinreichend aufgeregt, was der Freitag Nachmittag im ersten Rennen so für Überraschungen bringt.
Und die gabs. Reichlich.
Zunächst gab es einen wilden aber fairen Start, alle verließen die Linie wie die Zechpreller auf der Flucht; zumindest die, die aus der Boxengasse heraus in die Einführungsrunde kamen und nicht schon vorher die Kiste gekillt hatten.
Im Rennen kreuzten dann zwei bekannt schnelle Yamahatreiber die Stimmgabeln. Ziemlich weit vorn und ziemlich heftig. Mit dem Ergebnis, dass die Belgische Feuerwehr die fackelnde XS von Rucky vor dem Flammentod retten musste. Das taten sie dann auch mit der berühmten belgischen Gründlichkeit. Sah dann irgendwie aus, als hätte man eine grüne Brezel mit Puderzuckerguss aus dem Ofen gezogen.
Das hatte zur Folge, dass das Rennen unter Rot abgewunken wurde. Ein Teil der Fahrer wurde über den üblichen Ausgang nach draußen geschickt und dachte, das Rennen sei komplett beendet, ein anderer Teil begab sich zur Zufahrt der Boxengasse, deren Tor geschlossen war. Ein wiederum weiterer Teil wurde in die Startaufstellung zum Restart geleitet. Und ein paar haben es in die Boxengasse geschafft, um von dort aus das Rennen wieder aufzunehmen. Die vor dem Tor hatten nur ein Hörspiel vom Start und waren darüber nicht wirklich glücklich.
Und dann kam sie wieder. Die Flagge. Also die, die irgendwie aussieht, wie eine deutsche Flagge aber mit der Startampel, auf die so viele geschaut haben, nix zu tun hat und dann auch noch verschämt von der Seite geschwenkt wird.
Zumindest konnte das Rennen gestartet und auch beendet werden. Vier Fahrer konnten aus der Boxengasse hinterherjagen, gaben zumindest fürs Publikum alles und konnten ein paar Punkte retten. Ein paar Mopeds mussten danach in die Herzklinik, einige Fahrer dringend zum Kühlschrank, um ausgeschwitzte Mineralstoffe mit vergorenem Saft aufzufüllen.
Rucky schälte sich aus der angeschrammten Kombi und machte sich – mal wieder – daran seine verbogene, gelöschte Stimmgabel geradezubiegen. Und da kam es wie so oft: wer Ahnung und Teile hatte half, wer keine Ahnung und Tipps hatte kam vorbei und half auch irgendwie.
Zumindest gelang es mit gemeinsamer Anstrengung den grünen Elefanten wieder lauffähig zu machen, auf dass er am Sonntag wieder heftig den Rest der Truppe panieren möge.
Des Abends wurde ein wenig gefeiert und Fußball geschaut, der Grill wurde angeworfen und man freute sich auf den freien Samstag, denn in Spa ist ja zur Bikers Classics immer schwer was los und langweilig wird es da wirklich nicht. Zudem sich unser CSBK-Zelt schon als Magnet herausstellte, da war eigentlich immer jemand anzutreffen, der ordentlich die Trommel für uns gerührt hat und auch immer interessiertes Publikum hatte. Außerdem stand da auch die Zapfanlage und das Zeug muss ja irgendwie weg.
Immerhin konnte man ja auch einigen unserer Mitstreitern beim Training und Abends dann auch beim 4 Stundenrennen zujubeln. Es ist immer ein sehr spezielles Spektakel, den Damen und Herren beim Einnieten bei Regen und Dunkelheit zuzusehen. Einige von uns würden sich über ähnliche Rundenzeiten Tagsüber bei Trockenheit freuen. Und dann gabs dann noch den, der 6 Runden ohne Licht gefahren ist und dabei noch ordentlich vollstreckt hat. Sehr ernster Vortrag.
Zudem wurde der Samstag von einigen genutzt, Eisen zu reparieren oder noch schneller zu machen. Oder einfach nur den gekillten Motor auszubauen, damit man ihn leichter beim Notarzt vor die Tür werfen kann…
Und dann waren da auch noch welche, bei denen sich die Massen eingefunden haben, um den bösen Elektrolurch auch dem Kabelbaum zu ziehen. Mit dem Ergebnis, dass der furchtlose Reiter bei der nächtlichen Probefahrt mal eben vor Publikum im Fahrerlager ganz cool aufs Maul gefallen ist. Spitzenvorstellung, die bestimmt die CSBK noch bekannter macht. Danke dafür.
Wenigstens hat er nichts von der fahrlässigen Brandstiftung im neuen T5 eines berühmten Veterinärs mitbekommen, der die Reaktion von Bindedraht auf neuer Batterie unter Öllappen ein bisschen unterschätzt , den brennenden Haufen aber ganz entspannt auf 15 Litern Superplus entsorgt hat. So ein bisschen Contreaux macht doch echt locker und bringt einen auf die besten Ideen.
Trotz der gebrachten Opfer war der Wettergott ein bisschen ungehalten und hat es ganz schön laufen lassen. Ne steife Brise gab es auch und einige Pavillions und Zelte mussten wieder eingefangen werden. Ging aber für die meisten Kämpfer gut aus und die Schäden hielten sich in Grenzen.
Also warteten alle ziemlich gespannt auf den Sonntag und hofften auf trockenen Asphalt, um ein paar Rechnungen vom Freitag zu begleichen.
Der Sonntag kam, pünktlich um sieben wurde die Kanone auf dem Zeltplatz vor unserem Fahrerlager gezündet und rund 270 Zylinder aus Japanischer Produktion gaben sich alle Mühe, den Tunnel zur Strecke zum Wackeln zu bringen. Gewackelt hat er und das Geräusch hat die Massen angelockt.
Leider hat es auch das Öl aus Ruckys Kiste gelockt und damit war auch für ihn am Sonntag schon vor dem eigentlichen Event Schluß. Die Chancen, Meister zu werden schrumpften damit wieder ein bisschen.
Das hat der Begeisterung des Publikums aber keinen Abbruch getan, denn obwohl ein Großteil der Zuschauer kommt, um berühmte Rennfahrerrentner und deren pensionierten Eisen zu sehen, fällt schon auf, dass alle ganz wild sind die großen Jungs anzuschauen, die halt nicht winkend und untertourig ihre Kreise ziehen, sondern sehr ernsthaften Motorsport zeigen.
Leute, da hat`s mal wieder was gesetzt.
Die Strecke in den belgischen Alpen bringt es nun mal mit sich, dass sich das Feld in die Länge zieht und sich einzelne Gruppen finden und gegenseitig die Schalldämpfer ins Auge drücken. Und egal, ob hochgezüchtete Open-Kiste , garagenfrisierte Vintageliebe oder garstig schneller AMA-Schatz:
So fröhlich und nett man im Fahrerlager miteinander umgeht, so hart und verbissen wird gekämpft. Wer mal erlebt hat, wie heftig am Gas und auf der Bremse gekämpft wird, der bekommt Lust da mal mitzumachen, oder denkt sich: ach, zuschauen reicht mir. Die meinen es schon sehr, sehr ernst.
Wir wollen nicht verschweigen, dass es diesmal zwei ziemlich heftige Abflüge gab, Herr Highsider machte seinem Namen alle Ehre ( immer schön die Reifen warmfahren, gell ) und der konstant schnelle Silvio kam im Eifer des Gefechts unters Vorderrad einer mit Licht und Hupe ausgestatteten GSX-R 1100. (Vor dem Überholen hupen, Mann.) Das war nicht so schön, aber dem wilden Silvio geht’s schon besser, auch wenn die Saison für ihn beendet war. Und man ist sich inzwischen einig: that`s racing und man ist sich nicht böse.
Bei beiden Rennen sah es am Ende so aus, dass ein schneller Reifenspezialist mit arg mutierter FJ 1200 ganz vorne lag und jeweils vom grünen Bernd verfolgt wurde. Im ersten Rennen folgte Jeroen mit seinem schnellen Vintage-Bomber (da sieht man mal was geht), Sonntag konnte das lachende Schwert Holger den dritten Gesamtrang erstreiten.
Und sonst so ?
Gurky hat seine Bakker ausgestellt und viele neue Freunde gefunden, zur Siegerehrung im Fahrerlager flogen noch ein paar Zelte weg, einer hat während des zweiten Laufs versucht, durch abgeschlossene Tore wieder ins Rennen zu kommen und dabei bei einigen Streckenposten echt Eindruck hinterlassen („ also bei den Deutschen hat sich nix geändert, da schreit der mich an : Tor auf, sofort…“) und einmal standen nur Kawafahrer mit Pokalen auf Podium.
Dann haben wir noch dem Silvio sein Zeug gepackt und uns bei der Heimfahrt über die ganzen deutschen Fahnen gefreut.
Wir kommen wieder. Freut euch drauf.
Autor: Hansi Münich